Gastro-Branche akzeptiert keinen weiteren Lockdown

Das Leben mit dem Corona-Virus bringt eine Neubetrachtung des Inzidenzwerts zur Folge. Foto: Prostock-Studio/iStock/Getty Images
Salina Gleim 13.07.2021 AKTUELLES  |  News

Gesundheitsexperten und Politiker warnen vor einer vierten Welle. Die Gastro-Branche und weitere von der Corona-Pandemie hart betroffene Branchen sind sich einig: Es darf keinen weiteren Lockdown geben. Der Ausweg – ein Leben mit dem Virus.

Mit Blick auf die leicht steigenden Corona-Infektionszahlen fordern Wirtschaft und Politik ein Konzept, das einen erneuten Lockdown verhindert. Ihre Forderungen formulieren sie gegenüber Bund und Ländern. Besonders deutlich äußerte sich hierzu die Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges gegenüber der Zeitschrift Handelsblatt: „Unsere Branche wird einen weiteren Lockdown nicht mehr akzeptieren.“ Die Inzidenzzahl könne und dürfe nicht mehr alleiniger Parameter für politische Entscheidungen sein, ist sich die Dehoga-Geschäftsführerin sicher.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) schließt sich den Forderungen an, denn die Grundrechtseingriffe seien nicht mehr zu rechtfertigen, wenn jeder Bürger ein Impfangebot erhielte. Unterstützt wird er dabei von Vertretern der FDP und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. „Wenn sich alle Menschen impfen lassen können und eine relevante Impfquote erreicht wird, dann darf es keine Einschränkungen wie eine Masken- oder Testpflicht für Geimpfte mehr geben“, fasst Ingrid Hartges zusammen. Vielmehr gehe es in den nächsten Monaten darum, das Leben mit Corona zu organisieren und den Sommer zu nutzen, fordern der Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger und Stefan Genth, Chef des Handelsverbands, dem Handelsblatt gegenüber.

Rainer Dulger unterstützt den Anreiz von Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, den Inzidenzwert nicht als alleiniges Kriterium zur Bewertung der Pandemielage zu betrachten. „Die reine Fokussierung auf den Inzidenzwert war, ist und wird auch in Zukunft nicht der richtige Weg sein“, argumentiert Dulger. DIHK-Präsident Adrian betont, die „sehr intensiv unterstützte Kombination aus Testen und Impfen“ habe ihren wesentlichen Beitrag zur niedrigen Inzidenz geleistet. Der Einsatz digitaler Lösungen, wie beispielsweise Apps zur Kontaktnachverfolgung bis hin zum digitalen Impfpass seien gute Ansätze, um Infektionsketten nachvollziehbar zu halten, so Adrian.

Hospitalisierung als zusätzlicher Indikator
Ein erster Schritt sei bereits eingeleitet, wie die Bild-Zeitung unter Berufung einer internen Präsentation des RKI berichtet. Das Robert-Koch-Institut plane demnach zur Einordnung des Pandemiegeschehens die Hospitalisierung als zusätzlichen Leitindikator einzuführen. Begründet wird die Hinzunahme der Hospitalisierung mit den „Konsequenzen zunehmender Grundimmunität.“ Dem Bericht zufolge rechnet das RKI mit einer Abnahme der schweren Covid-19-Fälle und fordert im Zuge dessen einen „stärkeren Fokus auf die Folgen der Infektion“, wie schwere Erkrankungen mit Krankenhausaufenthalt, Todesfälle und langfristige Folgen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bestätigt auf der Social-Media-Plattform Twitter zudem, dass künftig stärker auf die Krankenhauszahlen geachtet werden soll: „Da die gefährdeten Risikogruppen geimpft sind, bedeutet eine hohe Inzidenz nicht automatisch eine ebenso hohe Belastung bei den Intensivbetten. Die Inzidenz verliert zunehmend an Aussagekraft, wir benötigen nun noch detailliertere Informationen über die Lage in den Kliniken.“ Nach Forderung von Jens Spahn müssen somit alle im Krankenhaus behandelten Covid-Patienten, ihr Alter, die Art der Behandlung ihn ihren Impfstatus melden. „So können wir zeitnah abschätzen, wie hoch die Belastung für das Gesundheitssystem wird und wie gut die Impfungen wirken.“