Kleine Knollen-Kunde

Die Knolle kann nicht nur in den Topf oder roh gegessen werden, sie gilt auch als altbewährte Brennwurzel zur Herstellung von hochprozentigem Alkohol. Foto: Anna Shalamova/iStock/Getty Images
Redaktion 22.03.2021 MAGAZIN  |  Kochkunst

Topinambur, auch Erdartischocke oder Erdbirne genannt, ist ein kartoffelähnliches Wurzelgemüse, das sich vielfältig in der Küche verwenden lässt. Unsere kleine Warenkunde informiert. 

Die unbearbeitete Knolle ist knackig und hat ein leicht erdiges Aroma. Sie schmeckt roh und geraspelt zum Beispiel im Salat. Gegart entfaltet sie einen fein-süßlichen, nussigen Geschmack, der in Suppen, Soßen und Pürees hervorragend zur Geltung kommt. Die Topinambur lässt sich gut im Wok anbraten oder wie Kartoffeln gekocht als Beilage zu Fleisch und Fisch servieren. Die Wurzel ist in gut sortierten Supermärkten, Bioläden und auf dem Wochenmarkt erhältlich, lässt sich aber auch problemlos im Garten anbauen. Nur feste Knollen mit einer unversehrten, glänzenden Schale gehören verarbeitet. Da sie leicht verdirbt, ist sie auch gekühlt nur  wenige Tage haltbar.

"Indianer-Knolle"
Topinambur stammt ursprünglich aus Nord- und Südamerika und gilt als Kulturpflanze der "Indianer". Deshalb auch der Name „Indianerknolle“. Da sie sowohl roh als auch gekocht gegessen werden kann, war sie bei den Indianern beliebt als Nahrungsreserve für Notzeiten. Nach Europa kam die vitale Knolle im 17. Jahrhundert, wo sie zunächst in Frankreich Fuß fasste. Auch hier war sie als wertvolles Nahrungsmittel vor allem in entbehrungsreichen (Kriegs-)Zeiten beliebt. Als „Arme-Leute-Essen“ verpönt wurde sie später von der Kartoffel verdrängt und in erster Linie als Viehfutter eingesetzt. 

Leckere Sonnenblume
Wussten Sie, dass Topinambur (Helianthus tuberosus) zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) zählt und mit der Sonnenblume (Helianthus annuus) verwandt ist? Die ein bis drei Meter hohe Staude bildet gelbe Blüten. Die kleinen bis mittelgroßen Knollen der Topinambur wachsen unterirdisch und dienen der Pflanze zum Überwintern; sie sehen je nach Sorte mal spindel-, mal birnen- oder apfelartig aus. Sortenabhängig ist auch ihre Farbe: Manche Knollen sind hellbraun, andere bläulich und wieder andere tief violett. Unter der Schale haben aber alle Sorten ein helles Fleisch.

Schnäpschen in Ehren
Die Knolle gilt als altbewährte Brennwurzel zur Herstellung von hochprozentigem Alkohol. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie für das Brennen von Topinambur-Schnaps verwendet. Gerade in Südwestdeutschland gilt das Destillat als bewährter Verdauungshelfer nach reichhaltigem Essen. Im Handel ist der Hochprozentige unter Namen wie Topinambur Brand erhältlich, aber auch als "Rossler" – abgeleitet von Ross-Erdäpfeln, da Topinambur in Südbaden oft an die Pferde verfüttert wurde. Charakteristisch ist der erdige Geschmack, der entfernt an Enzian erinnert. Das intensive Aroma zeigt sich zudem nussig-süßlich und duftet fruchtig. Nach deutschem Branntweinmonopol-Gesetz zählt der Topinambur-Schnaps zu den Obstlern.

Gesunder Glücklichmacher
60 Prozent weniger Kalorien als Kartoffeln enthalten die Knollen, also nur 31 kcal pro 100 g. Gleichzeitig bringt die Topinambur viele Mineralien und Spurenelemente auf den Teller. Durch den hohen Gehalt an Kalium wirkt sie entwässernd, entschlackend und blutdrucksenkend. Eisen fördert die Blutbildung, Calcium und Kieselsäure festigen Knochen, Haare und Zähne. Auch Vitamine, pflanzliche Eiweiße und Tryptophan sind reichlich vorhanden. Tryptophan ist eine Aminosäure, aus der im Gehirn das Wohlfühl- und Glückshormon Serotonin gebildet wird. Wichtigster Inhaltsstoff ist das präbiotisch wirksame Inulin, das Topinambur für Diabetiker besonders verträglich macht.

TIPP 
Topinambur ist gesund. Dennoch sollte sie maßvoll eingesetzt werden, da sie Blähungen und Übelkeit bei Gästen hervorrufen kann, wenn deren Darmflora nicht an den Ballaststoff gewöhnt ist.