Hotel Backenköhler: Mit Achtsamkeit Zukunft gestalten

Traditionshaus auf neuen Wegen: Hotel Backenköhler in Ganderkesee-Stenum. Foto: Tobias Frick
Entspannter Austausch: Zur Ruhe finden sollen die Gäste im neu gestalteten Hotel Backenköhler. Foto: Tobias Frick
Neues Konzept: Im 2020 eröffneten Natur- und Lebenskraft-Zentrum des Hotel Backenköhler werden Seminare zu Stressbewältigung und Persönlichkeitsentwicklung angeboten. Foto: Tobias Frick
Atmosphäre zum Entspannen: Das Restaurant im Hotel Backenköhler. Foto: Tobias Frick
Wandelbare Frischküche: Das möchte Hotelbesitzerin Cerstin Vosteen ihren Gästen im Hotel Backenköhler bieten. Foto: Tobias Frick
Mit Achtsamkeit die Zukunft des Backenköhler gestalten: Cerstin Vosteen hat genaue Vorstellungen vom Re-Start ihres Hotels. Foto: Tobias Frick
Thomas Klaus 05.05.2021 Konzepte

Hotel Backenköhler ist ein familiengeführtes Traditionshaus mit langer Geschichte. Mit dem neuen Natur- und Lebenskraft-Zentrum möchte Chefin Cerstin Vosteen Unternehmer*innen bei ihrer Neuorientierung unterstützen und zugleich zusätzliche Umsätze für ihr Hotel generieren.

Mehr Respekt und Lebensqualität, Wohlfühlgefühl und Spaß bei der Arbeit für die Mitarbeiter*innen – davon ist in der Gastro-Branche immer häufiger die Rede. Denn die junge Generation, aus der die Fachkräfte der Zukunft gewonnen werden müssen, hat eine andere Einstellung zum Beruf als die Generation ihrer Eltern und Großeltern. Doch was passiert bei diesem Veränderungsprozess mit den Chefinnen und Chefs?

Die Antwort von Cerstin Vosteen fällt eindeutig aus: „Weniger Hamsterrad am Arbeitsplatz, mehr Wertschätzung und Menschlichkeit in einem besonders herausfordernden Arbeitsumfeld wie dem des Gastgewerbes ist kein Privileg der Angestellten. Jeder Mensch hat einen Anspruch darauf, und das gilt selbstverständlich ebenfalls für die Unternehmerinnen und Unternehmer.“

Anderer Umgang mit Mitarbeiter*innen
Es ist ein altehrwürdiges Gebäude, in dem Cerstin Vosteen dies Worte spricht. Das Hotel Backenköhler in Ganderkesee-Stenum im niedersächsischen Landkreis Oldenburg wurde bereits 1835 gegründet. Cerstin Vosteen und ihr Mann Uwe verkörpern die sechste Generation. Was Cerstin Vosteen beim Ortstermin mit unserer Redaktion schildert, hat das Ehepaar längst in der Praxis umgesetzt. Uwe Vosteen liebt das Klavierspielen und Komponieren, hatte aber früher kaum Zeit dafür. Das ist anders geworden. Der 59-Jährige hat inzwischen drei CDs veröffentlicht und gibt öffentliche Konzerte.

Derweil hat Cerstin Vosteen in ihrer Tätigkeit als Achtsamkeits-Trainerin, Heilerin und Mentorin ihre Berufung gefunden. Das, was sie bisher in Ausbildungsgängen und Seminaren über Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung erfahren und gelernt hat, fließt in den Alltag des 52-Zimmer-Hauses ein. Cerstin Vosteen stellt fest: „Der Umgang mit den Mitarbeitern und der Mitarbeiter untereinander – er ist ein anderer geworden.“ Inzwischen werde viel öfter und intensiver miteinander geredet. Die Persönlichkeitsbildung der einzelnen Mitarbeiter werde ernst genommen, die Selbständigkeit und Eigenständigkeit gefördert. Fehler und „das Ausprobieren von Dingen“ seien ausdrücklich erlaubt: „Damit bestehende Grenzen überschritten werden können, gehören sie unbedingt zum Veränderungsprozess.“

Natur- und Lebenskraft-Zentrum eröffnet
Dass sich sowohl Cerstin als auch Uwe Vosteen ihre Lebensträume erfüllen, ist nicht schlecht für das Business, im Gegenteil. Cerstin Vosteen spricht von freigesetzten Energien, die den Betrieb beflügeln: „Jetzt macht die Arbeit erst recht Spaß. Wer selbst erfüllter lebt, strahlt das in alle Bereiche aus.“

Besagte freigesetzte Energien – sie spiegeln sich am auffälligsten in einem Zentrum für gesunde Auszeit, Inspiration und Lebenswandel-Prozesse wider. Dieses „Natur- und Lebenskraft-Zentrum“ unter dem Dach des Hotels Backenköhler wurde im August 2020 eröffnet und entwickelt sich stetig weiter.

„Die Welt ändert sich und wird nach Corona nicht mehr dieselbe sein. Wir brauchen in allen Bereichen neue Impulse, neue Ansätze und eine neue Denkweise.“

Cerstin Vosteen

„Natur-Zentrum“ ist nicht zu viel versprochen: Das Hotel liegt, umgeben von Wäldern und Feldern, idyllisch am Stenumer Holz; ein Naturschutzgebiet grenzt direkt daran. Die zehn Praxisräume im Natur- und Lebenskraft-Zentrum werden im Room-Sharing-Verfahren stunden- oder tageweise vermietet.

Was mit einer einzelnen kleinen Lebenshilfe-Praxis begann, präsentiert sich bereits heute als Anlaufstelle für Physiotherapie, Energiebalance, Yoga, Qigong, Muskelentspannung, Meditation, Achtsamkeit, Kreativ-Workshops und ähnliches. Cerstin Vosteen hat ein Netzwerk aus Profis geknüpft, die in diesen und verwandten Bereichen tätig sind. Sie finden sich zu individuellen Beratungen ein. Außerdem bieten sie Seminare, Vorträge und Kurse an. Eine Privatärztin für Naturheilverfahren gehört ebenfalls dazu.

Innere Ruhe für die Nach-Corona-Zeit
Als Trainerin ist Cerstin Vosteen selbstverständlicher Teil des Netzwerkes und des Zentrums. Wichtige Zielgruppe sind Unternehmer*innen aus dem Gastgewerbe und anderen Branchen. Zum Beispiel sollen sie dabei unterstützt werden, wenn sie sich mit Blick auf die „Nach-Corona-Zeit“ persönlich oder beruflich neu orientieren möchten. In manchen Fällen kann ein Intensiv- oder Kuraufenthalt – unter Umständen mit Partner und Kindern – sinnvoll sein. Für den will dann das Hotel Backenköhler den richtigen Rahmen liefern.

Cerstin Vosteen erläutert: „Wir wollen den Unternehmerinnen und Unternehmern dabei helfen, zur inneren Ruhe zu gelangen, für eine gewisse Zeit das Denken einzustellen und die so genannten Batterien aufzuladen.“ Denn: „Die Energie des Unternehmers ist für den Erfolg das Entscheidende.“ Wenn sie dauerhaft schwinde oder sogar abhandenkomme, sei das für das gesamte Unternehmen eine höchst brisante Angelegenheit. Cerstin Vosteen fasst zusammen: „Die Welt ändert sich und wird nach Corona nicht mehr dieselbe sein. Wir brauchen in allen Bereichen neue Impulse, neue Ansätze und eine neue Denkweise.“

Ein Angebot, wie es das Natur- und Lebenskraft-Zentrum macht, muss glaubwürdig und authentisch sein. Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit beschränken sich demzufolge nicht nur auf die Räume.

Wandelbare Frischküche
Cerstin Vosteen beschreibt, was das für die Gastronomie bedeutet: „Die hochwertige Ernährung in unserem Hause ist frisch, basisch, gesund und Lebenskraft spendend.“ Alle Lebensmittel würden hausgemacht, versichert die Chefin. Frische Kräuter und Wildkräuter spielen bei der „wandelbaren und bewussten Frischküche“ im Hotel Backenköhler eine große Rolle. Für die ebenfalls hausgemachten Brote und Brötchen werden optimale Mehle möglichst aus der Region verwendet. Ohne Ausnahme kommen hochwertige Produkte wie gute Butter, Eier aus Freilandhaltung und Saaten zum Einsatz.

Rein pflanzliche Gerichte setzen mit steigender Tendenz Akzente im Speisenangebot, aber auch fleischliche Kost bleibt ein Faktor. Cerstin Vosteen zufolge wird dabei jedoch streng auf Tierwohl-Aspekte geachtet und das Fleisch ausschließlich aus bekannter Herkunft bezogen. Obst und Gemüse werden konserviert. Denn Obst wird stets für die Marmeladen-Herstellung gebraucht und Gemüse zum Beispiel für Saucen und Chutneys. Neueste Investition für die Küche ist ein Thermokomposter für die Speiseabfälle. Sogar spezielle Papierservietten und Einweggeschirr können in einem separaten Durchgang verwertet und recycelt werden.

Auch an solchen Details soll sich zeigen, wie Cerstin Vosteen ihr unternehmerisches Tun charakerisiert: „Alles was wir tun und anbieten, darf einen Sinn ergeben und wertvoll für Menschen, Tiere und Natur sein.“