Die Bundesrepublik Deutschland feiert 35 Jahre Deutsche Einheit. Wie hat sich das vereinte Land seit 1990 verändert? Ein Blick auf Zahlen, Fakten und regionale Entwicklungen zeigt, wie nah sich Ost und West gekommen sind – und wo Unterschiede bleiben.
Bevölkerungsentwicklung: Wachstum mit regionalem Gefälle
Ende 2024 lebten 83,6 Millionen Menschen in Deutschland – ein Plus von 5 % seit der Wiedervereinigung. Während die westlichen Bundesländer ein Bevölkerungswachstum von 10 % verzeichneten, sank die Einwohnerzahl in den östlichen Ländern (ohne Berlin) um 16 %. Besonders deutlich war der Rückgang in Sachsen-Anhalt (−26 %), Thüringen (−20 %) und Mecklenburg-Vorpommern (−18 %).
Auch innerdeutsche Wanderungen prägten das Bild: Zwischen 1991 und 2024 zogen per Saldo rund 1,2 Millionen Menschen mehr von Ost nach West als umgekehrt. Erst ab 2017 war diese Bewegung zeitweise umgekehrt – inzwischen dominiert jedoch wieder die Abwanderung aus dem Osten.
Migration und Vielfalt: Deutschland als Einwanderungsland
21,2 Millionen Menschen in Deutschland haben 2024 eine Einwanderungsgeschichte – das entspricht 26 % der Bevölkerung. Seit 1990 hat sich die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen von 5,6 Millionen auf 12,4 Millionen mehr als verdoppelt. Die höchsten Anteile finden sich in Bremen (39 %), Hamburg und Berlin (jeweils 34 %).
Zudem waren Ende 2024 rund 3,3 Millionen Menschen als Schutzsuchende registriert, vor allem aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan.
Zusammenleben: Weniger Familien, mehr Alleinlebende
Der Anteil der Menschen, die in Familien leben, ist seit 1991 von 60 % auf 49 % gesunken. Gleichzeitig ist die Zahl der Alleinlebenden auf 21 % gestiegen. Die Geburtenrate lag 2024 bei 1,35 Kindern je Frau – deutlich unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1. Das durchschnittliche Alter bei der Geburt des ersten Kindes ist auf über 30 Jahre gestiegen.
Wohnen: Mehr Platz, aber regionale Unterschiede
1990 standen pro Person im Schnitt 34,8 m2 Wohnfläche zur Verfügung – 2024 waren es 49,2 m2 (+41 %). Die Eigentumsquote bleibt regional unterschiedlich: In Städten wie Berlin, Leipzig oder Rostock wohnen weniger als 20 % der Menschen im eigenen Zuhause, während in ländlichen Regionen Südwestdeutschlands Eigentumsquoten über 70 % erreicht werden.
Auch bei den Mieten gibt es große Unterschiede: Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag 2022 deutschlandweit bei 7,28 €/m2– in Chemnitz bei 5,26 €, in München bei 12,89 €.
Wirtschaft, Einkommen & soziale Lage
Seit der Wiedervereinigung ist das preisbereinigte BIP pro Kopf um 40 % gestiegen – in Ostdeutschland oft mit überdurchschnittlichem Tempo. Thüringen etwa verzeichnete ein Plus von 163 %.
Trotzdem bleiben Einkommensunterschiede bestehen: 2024 lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in den westlichen Bundesländern bei 4 810 €, im Osten bei 3 973 €. Der Gender Pay Gap betrug deutschlandweit 16 %, in Ostdeutschland hingegen nur 5 %.
Armutsrisiko: Ost und West rücken näher – aber Unterschiede bleiben
15,5 % der Bevölkerung galten 2024 als armutsgefährdet. In den östlichen Bundesländern sank die Quote seit 2008 deutlich von 22,9 % auf 16,9 %, in den westlichen Ländern stieg sie leicht von 12,8 % auf 15,1 %.
Auch beim Vermögen zeigt sich ein deutliches Gefälle: Westdeutsche Haushalte verfügen im Schnitt über ein mehr als doppelt so hohes Nettogesamtvermögen wie ostdeutsche.
Gleichstellung: Fortschritte bei Erwerbstätigkeit, Nachholbedarf in der Politik
Die Erwerbstätigenquote von Frauen ist seit 1991 von 57 % auf 74 % gestiegen. Ost und West haben sich hier angeglichen – ein großer Unterschied zu den frühen 1990er-Jahren.
In der Politik bleibt die Repräsentation ungleich: Der Frauenanteil im Bundestag beträgt 32 %, in Landesparlamenten durchschnittlich 33 %. Besonders niedrig ist er in Bayern (25 %), Sachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils 28 %).
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