"Die Krise ist noch längst nicht vorbei!"

Gastgewerbe weiter unter Druck: Dehoga Bundesverband fordert eine Verlängerung der Überbrückungshilfen - Foto: Pexels
Redaktion 11.08.2020 AKTUELLES  |  News

Umsatzverluste und Kurzarbeit gehen zurück, dennoch bangen fast 60 Prozent der Gastrobetriebe trotz Wiedereröffnung um ihre Existenz, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Dehoga Bundesverbandes. 

Auch wenn Restaurants und Cafés unter Auflagen wieder Gäste bewirten und Hotels Touristen beherbergen dürfen, ist die Not in der Branche weiterhin groß. Die Umsätze liegen weit unter den Vorjahreswerten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband) am 11. August 2020 veröffentlicht hat. 

Vor diesem Hintergrund mahnt Dehoga-Präsident Guido Zöllick weitere Unterstützung für die Branche an: „Fast 60 Prozent der befragten Betriebe sehen sich in ihrer Existenz gefährdet“, so Zöllick. Um Arbeitsplätze und Betriebe zu retten und eine Pleitewelle zu verhindern, fordert der Dehoga eine Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Regelung, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke, eine Verlängerung der Überbrückungshilfen sowie eine gesetzliche Regelung zur coronabedingten Pachtminderung. „Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei“, so das Fazit von Guido Zöllick. „Die Angst vor dem Winter ist groß.“

Hohe Umsatzeinbußen 

Die Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe in seine größte Krise der Nachkriegszeit gestürzt. Von Januar bis Juli beklagen die Betriebe laut Dehoga-Umfrage durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von 60,1 Prozent. Dabei betrugen die Einbußen im März bereits 63,0 Prozent, im April 86,8 Prozent, im Mai 73,7 Prozent, im Juni 52,2 Prozent und im Juli 43,2 Prozent.

Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit einem Umsatzrückgang im Schnitt von mindestens 51,0 Prozent. Ein Grund für die Umsatzverluste sind auch die coronabedingten Vorschriften. Aufgrund der Abstandsgebote ist die Kapazität der Betriebe um durchschnittlich 42,0 Prozent eingeschränkt. 

„Das aktuelle Bild in der Branche ist sehr heterogen“, erläutert Zöllick. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal.“ Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Sämtliche damit verbundene Hotel- und Gastronomieumsätze fielen aus. Das sei fatal insbesondere für Businesshotels und Eventcaterer. Besonders dramatisch stelle sich auch die Lage bei den Discotheken und Clubs dar, für die es immer noch keine Öffnungsperspektive gebe, so Zöllick. 

Insgesamt 7,0 Prozent der gastgewerblichen Betriebe sind laut der Umfrage noch nicht geöffnet. Dazu zählen neben Discotheken und Clubs vor allem kleinere Restaurants und Cafés, Kneipen und Bars, bei denen sich aufgrund der Abstandsgebote die Öffnung nicht rechnet. Der Vorbuchungsstand in der Hotellerie liegt deutlich unter dem Vorjahr. Im August liegen die Reservierungen 45,3 Prozent, im September 50,3 Prozent und im Oktober 53,4 Prozent unter den Vorjahreswerten.

Corona trifft den gastgewerblichen Arbeitsmarkt

Die Corona-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf den gastgewerblichen Arbeitsmarkt. Als besonders wirksames Instrument zur Abfederung der Corona-Folgen erweist sich das Kurzarbeitergeld. 79,8 Prozent der Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Als „ermutigend“ wertet Zöllick die Angabe, dass 67,0 Prozent der Betriebe in der Zwischenzeit Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt haben. Von notwendigen Entlassungen berichten indes 30,0 Prozent der Betriebe. 24,0 Prozent der Betriebe planen dies, Stand heute. Erfreulich ist hingegen, dass 89,6 Prozent der Betriebe keine Aufhebung oder Kündigung der Ausbildungsverträge vorgenommen haben. 

Liquiditätshilfen reichen nicht aus

In der aktuellen Dehoga-Umfrage geben 62,1 Prozent der Betriebe an, dass die bisher von Bund und Ländern angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichten, um die Krise zu bewältigen. 37,9 Prozent zeigen sich zufrieden.

Bei den bisher von den Betrieben genutzten Hilfsangeboten liegen laut Umfrage mit 64,8 Prozent die Soforthilfen vom Land und 61,1 Prozent die Soforthilfen vom Bund an vorderster Stelle. 12,2 Prozent der Betriebe haben die KfW-Unternehmerprogramme in Anspruch genommen, 10,5 Prozent die KfW-Schnellkredite. Auf die Möglichkeit der Steuerstundung beziehungsweise die Herabsetzung der Vorauszahlungen durch die Finanzverwaltung haben 73,6 Prozent der Betriebe zurückgegriffen. 

Seit 10. Juli ist die Antragstellung auf Überbrückungshilfe möglich. Für ein Fazit sei es hier indes noch zu früh, teilt Zöllick mit und verweist auf die aktuelle Auswertung. Zum Zeitpunkt der Umfrage hätten erst 28,4 Prozent der Betriebe den Fixkostenzuschuss beantragt, 31,0 Prozent planen dies, 40,6 Prozent haben noch keine Hilfen beantragt. Zudem laufe die Auszahlung gerade erst an. 

Angesichts der dramatischen Folgen der Corona-Krise für das Gastgewebe fordert der Dehoga bereits jetzt eine Verlängerung des Programms insbesondere für die Betriebe, die weiterhin erhebliche Umsatzeinbußen erleiden beziehungsweise noch nicht öffnen dürfen. 
www.dehoga.de