Verrückt, wie schnell doch die Zeit verrinnt! Wir erinnern uns noch gut an die vergangene Internorga, als wir – wie jedes Jahr – mit zahlreichen innovativen und neugierigen Gastronomen im Rahmen unserer Internorga-Gastro-Trendtour in Hamburg unterwegs waren. Dieses Jahr in Erinnerung geblieben: Entscheidungsfreude zahlt sich aus!
Seit Jahren bieten wir diese Touren an, die sich konzeptionell immer an Betrieben mit einem Speise- und Getränkeangebot, Neueröffnungen des Jahres, einer besonderen Unternehmerpersönlichkeit und einem sehr designaffinen und nachhaltigen Konzept orientieren. Wir sondieren den Markt sehr genau, um unseren Kunden wirklich spannende Konzepte und Persönlichkeiten vorstellen zu können. Natürlich dürfen die jeweiligen Kostproben in Form von Signature Dishes mit Getränken nicht fehlen, sodass es immer ein sehr spannender Abend wird.
In diesem Jahr hat uns ein Unternehmer sehr beeindruckt, der gleich zu Beginn der Gruppe sagte, dass er KEIN leidenschaftlicher Gastronom sei. Ihn interessiere nur die Rendite. Vor diesem Hintergrund betreibe er auch andere Geschäfte, die alle zu seinem Einkommen beitragen sollen. Bis vor wenigen Monaten habe er noch ein Tex-Mex-Konzept verfolgt, bei dem er im letzten Jahr mehrfach die Preise erhöhen musste. Dies einfach vor dem Hintergrund, dass ihm seine Lieferanten immer wieder mit Preiserhöhungen begegneten. Irgendwann fühlte es sich für ihn nicht mehr richtig an, für vermeintlich günstige Gerichte so hohe Preise nehmen zu müssen. Die ersten Gäste blieben aus. Aber er wollte konsequent bleiben. Kurzerhand schloss er das Lokal, renovierte es in Eigenregie und entwickelte ein für ihn neues Burger-Konzept. Statt Burritos gibt es jetzt Smash Burger. Nach eigener Aussage hat er nun an den Wochenenden jeden Abend lange Schlangen vor seinem Lokal – dieser sehr harte Schnitt hat für ihn zum wirtschaftlichen Erfolg geführt.
Beeindruckt hat uns die Konsequenz und das dann doch leidenschaftliche Kalkül, mit dem dieser Unternehmer seine Entscheidung gefällt hat. Die oft zu beobachtende Bereitschaft, sich nicht auf Veränderungen einzulassen, lähmt viele Unternehmen. Nicht selten wird dann der Anschluss verpasst. Die Angst, weitere Geschäftsanteile und/oder die Stammgäste zu verlieren, hindert daran, rationale Entscheidungen herbeizuführen. Hier setzen wir an. Auch wir schauen uns die von uns betreuten Objekte ganz genau an. Wir haben Zugriff auf sehr detaillierte Zahlen zum Standort, zum Einkommen der potenziellen Gäste in unmittelbarer Nachbarschaft etc. Aus den Daten können wir frisches Wissen generieren und auf dieser Basis Entscheidungen herbeiführen.
Solch eine Standortbetrachtung wird in der Regel immer nur von Gründern erwartet. Nur wie sieht es im laufenden Geschäft aus? Eine Nachbarschaft hat sich vielleicht verändert. Die Einkommensstruktur ist anders geworden. Ein Neubauviertel vielleicht hinzugekommen – Gäste sind eventuell für immer abgewandert. Es wäre sträflich, sich nicht im Detail mit dem Markt auseinanderzusetzen und sich zu sehr auf ein Bauchgefühl zu verlassen.
Gerne aus dem Bauch in den Kopf, das ist mein Motto im Berateralltag. Solche Analysen lassen sich glücklicherweise auch fördern, sodass man für relativ kleines Geld einen fundierten Blick in den eigenen Betrieb bekommen kann. Vielleicht auch, um festzustellen, dass die Lösung nicht im Billigen, sondern im Hochwertigen liegen könnte. So wie in dem oben genannten Beispiel. Der Durchschnittsumsatz ist deutlich gestiegen, weil der Markt jetzt vernünftig bedient wird.
Von daher: Entscheidungsfreude zahlt sich aus. Die Orientierung am Markt bleibt unverzichtbar!
Ihr Björn Grimm
Björn Grimm ist Mitglied der Geschäftsleitung eines Hotelbetriebes in Norddeutschland und berät als Inhaber der Grimm Consulting seit 20 Jahren erfolgreich mittelständische Gastronomen und Hoteliers.
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