Mehr Migration für die Gastwelt

Die Gastwelt steht unter Druck: Der Fachkräftemangel wächst, dabei ist gezielte Zuwanderung längst Teil der Lösung – wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen. © Foto: KÜCHE/Ingo Hilger
Gastbeitrag: Dr. Marcel Klinge 12.05.2025 MAGAZIN  |  Konzepte

Die Politik muss endlich handeln und die Weichen für eine bessere und gezieltere Integration ausländischer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt stellen. Der Gastwelt kommt dabei eine besondere Rolle zu.

Migration ist ein Reizthema in der politischen Debatte. Dabei zeigt eine aktuelle Studie des Fraunhofer IAO im Auftrag der "Denkfabrik ZukunftderGastwelt"(DZG): Zuwanderung ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern ein wirtschaftlicher Vorteil -wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft. Besonders die Gastwelt, also Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft, hat sich als effizienter Integrationsmotor erwiesen. Doch dieser Motordroht zu stocken, wenn regulatorische Hürden und Bürokratie den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren.

Fachkräftemangel bedroht Wertschöpfung

Die Zahlen sind eindeutig: Deutschland braucht mehr Arbeitskräfteaus dem Ausland, um seinen Wohlstand zu sichern. Laut Bundesagentur für Arbeit sind jährlich über400.000 Einwanderer erforderlich, um dem Fach[1]und Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Doch Deutschland verliert im internationalen Wettbewerb um Talente an Attraktivität. Im OECD-Vergleich der Fachkräfte-Attraktivität ist unser Land von Platz 12 (2019) auf Platz 15 (2023) abgerutscht.

Dabei gibt es ein enormes ungenutztes Potenzial: Viele bereits in Deutschland lebende Migranten sind nicht in den Arbeitsmarkt integriert, darunter zahlreiche Geflüchtete. Ihre Beschäftigungsquote liegt bei lediglich 70 Prozent. Die Integration in den Arbeitsmarkt entlastet jedoch die Sozialsysteme erheblich. Allein in der Castwelt arbeiten bereits 150.000 Geflüchtete, was dem Staat jährliche Einsparungen von rund 1,8 Milliarden Euro bringt.

„AlleiN  In DER HOSPITALITY FEHLEN DERZEIT MINDESTENS 65.000 ARBEITSKRÄFTE“

Trotz dieser positiven Effekte reicht die Zahl der arbeitenden Migranten nicht aus, um den steigenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Allein in der Hospitality fehlen derzeit mindestens 65.000 Arbeitskräfte. Hochgerechnet auf die gesamte Gastwelt belauft sich der Personalmangel auf bis zu 145.000 Stellen. Wenn die Politik nicht handelt, könnte dieser Wert bis 2030 auf 600.000 fehlende Arbeitskräfte ansteigen. Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend: Ein Mitarbeitender in der Gastwelt erwirtschaftet durchschnittlich 35.000 Euro pro Jah ran Bruttowertschöpfung. Das bedeutet, dass Deutschland allein durch unbesetzte Stellen im Gastgewerbe jährlich 2, 3 Milliarden Euro an potenzieller Wertschöpfung verliert.

 

Hürden abbauen, erfolgreiche Modelle übernehmen

Die Hürden für ausländische Arbeitskräfte sind in Deutschland nach wie vor zu hoch. Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen zieht sich oft monatelang hin. Dabei zeigt das Beispiel der Pflegebranche, dass es schneller gehen kann. Auch die Vergabe von Arbeitsvisa und Arbeitserlaubnissen dauert zu lange. Jede Verzögerung kostet Unternehmen Zeit und Geld - und den Staat wertvolle Steuereinnahmen. Hinzu kommt der Mangel an berufsorientierten Sprachkursen. Um ausländische Arbeitskräfte schneller einzugliedern, braucht es mehr staatlich geförderte Sprach- und Weiterbildungsprogramme. Insbesondere Mütter mit Migrationshintergrund könnten durch flexible Arbeitszeiten leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden. Deutschland sollte sich an erfolgreichen Modellen orientieren. In Österreich und Kanada gibt es gezielte Programme zu r schnellen Integration von Migranten, darunter Integrationsjahre mit Sprachkursen und Arbeitserfahrungen. Österreich hat dafür eigens einen Integrationsfonds eingerichtet, der sich bereits bewährt hat Ein solches Modell könnte auch in Deutschland die Integration beschleunigen und wäre eine sinnvolle Investition in die Zukunft unseres Landes. Fazit: Die Politik muss endlich handeln und die Weichen für eine effizientere Arbeitsmarktintegration stellen. Weniger Bürokratie, schnellere Anerkennungsverfahren und gezielte Sprachförderung würden nicht nur der Gastwelt, sondern der gesamten Volkswirtschaft zugutekommen, Die Alternative? Ein wachsender Fachkräftemangel, weniger Wohlstand und ein angeschlagenes Sozialsystem. Jetzt ist die Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

www.zukunft-gastwelt.de


Dieser Artikel ist erstmals in KÜCHE 5/25 erschienen.