Neue Jod-Referenzwerte: DGE warnt vor rückläufiger Versorgung in Deutschland

Jodreiche Lebensmittel wie Seefisch, Milchprodukte, Eier und Meeresfrüchte tragen wesentlich zu einer ausgewogenen Jodversorgung bei. Foto: bit245/iStock /Getty Images
Redaktion 16.09.2025 AKTUELLES  |  News

Jod bleibt ein unverzichtbarer Nährstoff – doch viele Menschen in Deutschland nehmen weiterhin zu wenig davon auf. Neue Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) sollen jetzt Orientierung geben und die Diskussion um Jodsalz, Seefisch & Co. neu beleben.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) haben die Referenzwerte für die Jodzufuhr aktualisiert. Der neue Wert für Erwachsene liegt nun bei 150 Mikrogramm pro Tag – und richtet sich nicht mehr wie bisher an einer Mangelsituation in der Bevölkerung aus, sondern basiert auf dem durchschnittlichen Bedarf gesunder Menschen. Auch für Säuglinge wurde der Referenzwert angepasst: Für Kinder bis vier Monate verdoppelte sich der empfohlene Tageswert auf 80 Mikrogramm. Die Anpassung erfolgt auf Grundlage aktueller Bilanzstudien und spiegelt den wissenschaftlichen Anspruch wider, Empfehlungen nicht zur Mangelbehebung, sondern zur optimalen Bedarfsdeckung zu formulieren.

Jodmangel bleibt ein gesundheitliches Risiko

Trotz erfolgreicher Maßnahmen wie der Einführung von jodiertem Speisesalz und jodhaltigem Tierfutter zeigt die Jodversorgung in Deutschland laut Daten des Robert Koch-Instituts rückläufige Tendenzen: 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie 32 Prozent der Erwachsenen weisen eine zu geringe Jodaufnahme auf. Nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herrscht in Deutschland ein milder Jodmangel. Das ist problematisch, denn Jod ist essenziell für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, die unter anderem den Energiestoffwechsel, die Körpertemperatur und die Gehirnentwicklung beeinflussen. „Schon ein leichter bis milder Jodmangel, wie er hierzulande vorliegt, wirkt sich auf die Gesundheit einer Bevölkerung aus“, warnt Prof. Dr. Roland Gärtner, 1. Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel (AKJ).

Die DGE empfiehlt zur Vorbeugung eine konsequente Verwendung von jodiertem Speisesalz, den regelmäßigen Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie ein- bis zweimal pro Woche Seefisch. Schwangere und Stillende sollten zusätzlich ein Jodpräparat mit 100 bis 150 Mikrogramm pro Tag einnehmen – nach ärztlicher Rücksprache bei bestehenden Schilddrüsenerkrankungen.

Gezielte Auswahl in Küche und Lebensmittelproduktion

Für die Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Lebensmittelherstellung bedeutet die aktualisierte Empfehlung: Eine bewusste Auswahl jodhaltiger Lebensmittel bleibt zentral. Gute Quellen sind Seefische wie Kabeljau, Seelachs oder Garnelen, außerdem Milchprodukte und Eier – insbesondere, wenn das Tierfutter jodiert wurde. Pflanzliche Produkte wie Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte enthalten in der Regel wenig Jod, da die Böden in Deutschland jodarm sind. Auch pflanzliche Milchalternativen wie Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks sind oft nicht jodiert. Hier empfiehlt die DGE angereicherte Produkte, besonders bei veganer Ernährung.

Das Risiko einer Überdosierung gilt als gering: Der Jodgehalt in Speisesalz ist gesetzlich geregelt, ein gehäufter Teelöffel Jodsalz enthält rund 100 Mikrogramm Jod. Vorsicht ist allerdings bei Algenprodukten geboten, deren Jodgehalt stark schwanken kann. Die DGE rät von nicht deklarierten Algenpräparaten ab – insbesondere bei Schilddrüsenproblemen.

Weitere Informationen, ein ausführliches FAQ sowie die Referenztabellen für alle Altersgruppen sind auf der Website der DGE kostenfrei abrufbar. Die vollständige Publikation „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ ist in 3. Auflage über den DGE-MedienService erhältlich.

www.dge.de