Alte und spezielle heimische Kartoffelsorten bieten Vielfalt auf dem Teller – geschmacklich und optisch. Es lohnt sich, die „gute alte Kartoffel“ neu zu entdecken.
Zirka 56 Kilo Kartoffeln konsumiert jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr, inklusive Chips, Pommes Frites und Klößen. Bei Nudeln sind es etwa acht Kilo jährlich. Doch der häufige Konsum verhindert nicht, dass es um die traditionelle Vielfalt der Knollenfrucht in Deutschland schlecht bestellt ist. Etwa 5.000 Kartoffelsorten existieren eigentlich weltweit. Noch vor 80 Jahren bauten Bauern in jedem Ort ihre eigenen, lokalen Typen an, in verschiedenen Größen, Formen und Farben. Heute dominieren im bundesweiten Groß- und Einzelhandel 15 bis 20 Sorten zwischen fest- und mehligkochend. Dementsprechend überschaubar ist auch das Standard-Angebot für die Gastronomie. Wer bewusst verschiedene, regionale und alte Kartoffelsorten einsetzen will, hat daher mehr Aufwand und muss die Rohware direkt von einem Erzeuger beziehen.
Regionalität ist Trumpf
Erstes Beispiel: Deutschlands erstes Kartoffel-Hotel mit Restaurant in Lübeln. Vor 27 Jahren eröffnete Olaf Stehr den Betrieb in dem Dorf in der Lüneburger Heide, anknüpfend an die heimischen kulinarischen Traditionen. Denn auf den sandigen Böden der Lüneburger Heide werden die Knollenfrüchte seit Jahrhunderten in großer Qualität und Vielfalt angebaut. Das geschulte Küchenteam verarbeitet bis zu zehn verschiedene Kartoffelsorten von einem Direktlieferanten und vom betriebseigenen Acker. „Das jetzt so aktuelle Trendthema Regionalität gab es bei uns von Anfang an“, sagt Olaf Stehr. Blauer Schwede, Heiderot oder Linda heißen die Sorten, die Stehrs Mitarbeiter unter anderem verwenden. Kartoffeln werden dabei längst nicht nur als Beilage, Ofenkartoffel oder Salat gereicht. Etwa 200 Mahlzeiten bereitet die Küche für das Restaurant pro Tag zu.