Mehr als 10.000 Hotels aus ganz Europa fordern Schadensersatz von Booking.com wegen kartellrechtswidriger Bestpreisklauseln. Die Frist zur Teilnahme an der Sammelklage wurde angesichts des starken Interesses nun um vier Wochen verlängert.
Vor einem niederländischen Gericht fordern über 10.000 Hotels Entschädigung für zwei Jahrzehnte erzwungener Preisparität. Laut einem EuGH-Urteil vom September 2024 verstießen die sogenannten Paritäts- oder Bestpreisklauseln gegen EU-Wettbewerbsrecht. Diese hatten es Hotels verboten, ihre Zimmer auf anderen Kanälen - etwa der eigenen Website - günstiger anzubieten. Für Gäste hat der Rechtsstreit heute keine unmittelbaren Folgen, da Booking.com die Klauseln im Zuge des Digital Markets Act 2024 abgeschafft hat.
Hintergrund und Ziele der Klage
„Europäische Hoteliers haben lange unter unfairen Bedingungen und überhöhten Kosten gelitten. Jetzt ist es an der Zeit, gemeinsam aufzutreten und Wiedergutmachung zu fordern“, erklärt HOTREC-Präsident Alexandros Vassilikos. Eingebracht wird die Klage von der Stiftung Hotel Claims Alliance, die mit einem internationalen Team aus Wettbewerbsjuristen, Prozessanwälten und Ökonomen arbeitet. Ziel ist eine einheitliche und effiziente Durchsetzung in allen betroffenen Ländern. Dank der finanziellen Absicherung durch einen Prozessfinanzierer können Hotels ohne eigenes Kosten- oder Risiko teilnehmen. Unterstützt wird das Verfahren von mehr als 30 nationalen Hotelverbänden, darunter der Hotelverband Deutschland (IHA). „Die Sammelklage erfährt einen überwältigenden Zuspruch“, ergänzt IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe. Die Verlängerung der Anmeldefrist bis zum 29. August 2025 soll sicherstellen, dass auch Hotels in der Hochsaison die Möglichkeit zur Teilnahme haben.
Trotz der Kritik bleibt Booking.com für viele Betriebe ein zentraler Vertriebskanal. Über die Plattform erreichen Hotels eine hohe Zahl potenzieller Gäste, die sie über eigene Kanäle oft nicht gewinnen könnten. Gerade für kleinere und unabhängige Häuser ist die Sichtbarkeit auf internationalen Märkten ein entscheidender Faktor, auch wenn dies mit hohen Provisionszahlungen verbunden ist.