Essen ist politisch: Kantinen als Hebel für gesellschaftlichen Wandel

Der siebte Kantine-Zukunft-Talk stellte Social Gastronomy in den Mittelpunkt – mit Gästen aus Politik, Praxis und Zivilgesellschaft und dem gemeinsamen Ziel, Küchen als Orte des sozialen Wandels zu stärken. © Foto: Kantine Zukunft / Speiseräume
25.04.2025 MAGAZIN  |  Konzepte  |  Küchenmanagement  |  AKTUELLES  |  News

Beim Kantine-Zukunft-Talk am 2. April in Berlin wurde deutlich: Gemeinschaftsverpflegung kann mehr als satt machen. Rund 80 Gäste diskutierten, wie Social Gastronomy Küchen zu Orten des sozialen Wandels machen kann – mit internationalem Vorbild und Berliner Tatendrang. Klar wurde: Für nachhaltige Veränderung braucht es politischen Rückhalt und konkrete Rahmenbedingungen.

Expert:innen aus Gastronomie, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um über die soziale Dimension von Gastronomie zu sprechen. Küchen, so der Tenor, können weit mehr sein als Orte der Nahrungsaufnahme – sie sind potenzielle Räume für Begegnung, Teilhabe und Gerechtigkeit. Social Gastronomy, vorgestellt durch Initiativen wie Food for Soul und Nourish Scotland, nutzt das gemeinsame Essen als Mittel gegen soziale Spaltung und zur Förderung kulturellen Verständnisses. „Unsere öffentliche Verpflegung ist ein Spiegel der Stadt – und sie betrifft uns alle“, betonte Dr. Philipp Stierand, Projektleiter der Kantine Zukunft, in seiner Eröffnungsrede.

Internationale Impulse und Berliner Stimmen zeigten konkrete Wege auf: Jill Conklin von Food for Soul erklärte, dass durch Gastfreundschaft Räume entstehen, „in denen Menschen gesehen, respektiert und gestärkt werden“. Auch die Diskussion vor Ort war lebendig: Tamara Lüdke (SPD) sprach sich für Küchen in Gemeinschaftsräumen von Großsiedlungen aus, Saskia Richartz (Ernährungsrat Berlin) plädierte für Kiezkantinen – und Andreas Tölke (Be an Angel e. V.) betonte die Bedeutung offener, nicht exklusiver Begegnungsorte.

Mehr als Bio: Räume und Rückhalt für eine gerechte Ernährungspolitik

Die Veranstaltung machte deutlich: Es braucht klare politische Rahmenbedingungen – Räume, Ressourcen und Rückhalt –, um Social Gastronomy dauerhaft in der Stadt zu verankern. Die Teilnehmenden verließen den Talk mit neuen Kontakten, Ideen und dem Willen zur Umsetzung. Das Projekt Kantine Zukunft, das seit 2019 Berliner Großküchen bei der Umstellung auf nachhaltigere, handwerklichere und gesündere Verpflegung begleitet, gilt dabei als Vorreiter: 219 Küchen nehmen teil – mit jährlich rund 18,75 Millionen Tellern und einem durchschnittlichen Bio-Anteil von 68 % im bestehenden Budget.
„Es geht um mehr als nur Bio“, so Dr. Stierand. „Es geht um Wirkung: um Orte, an denen sich Menschen begegnen. Um Gesundheit, Umwelt – und soziale Gerechtigkeit.“ Der Talk zeigt: Berlin hat die Ideen und die Menschen, um sie umzusetzen. Jetzt braucht es politischen Rückhalt, damit aus guten Ansätzen verlässliche Strukturen entstehen – in Berlin und darüber hinaus.

www.kantine-zukunft.de