Familienbetriebe als attraktive Arbeitgeber im Gastgewerbe

Working Family: Gerhard, Luisa, Martina und Niclas Jordan von Jordan's Untermühle in Köngernheim. Foto: Copyright Jordan's Untermühle
Thomas Klaus und Petra Münster 30.08.2023 Karriere

In Rheinland-Pfalz wurde ein Netzwerk von familiengeführten Restaurants und Hotels geschaffen, das gemeinsam die Personalnot zu lindern versucht. "Working Family" ist als attraktive Arbeitgebermarke angelegt.

Dass familiengeführte Betriebe des Gastgewerbes durch Corona besonders hart getroffen wurden, hat sich bis in die Politik herumgesprochen. Als ein Baustein der Tourismusstrategie 2025 nahm das Wirtschaftsministerium des Landes Rheinland-Pfalz deshalb 100.000 Euro in die Hand. Mit dem Geld wurde im Herbst 2021 ein Projekt mit dem Titel „Working Family“ angestoßen, das sich bisher als Erfolgsgeschichte erwiesen hat. Konzipiert ist es als neue Arbeitgebermarke und neues Netzwerk zugleich.

Die Netzwerk-Mitglieder sind Gastrobetriebe in Familienhand, die allesamt großen Wert auf eine familiäre Arbeitsatmosphäre und zufriedene Mitarbeiter legen. 60 Firmen zählen inzwischen dazu; zu Beginn waren es 25.

Gerhard Jordan, einer der Gründungsunternehmer der ersten Stunde, ist Inhaber des Hotels Jordan´s Untermühle in Köngernheim. Er sagt: „Der Austausch mit den Kollegen der Branche ist für mich äußerst wichtig. Denn die Probleme im Bereich Personal sind für den einzelnen Betrieb allein kaum zu lösen.“ Spaß und Freude an den Gastro-Berufen müssten mehr in den Fokus gerückt werden. Dafür sei das Netzwerk da. Jordan weiter: „Ich bin stolz darauf, Gründungsmitglied gewesen zu sein.“

„Der Austausch mit den Kollegen der Branche ist für mich äußerst wichtig. Denn die Probleme im Bereich Personal sind für den einzelnen Betrieb allein kaum zu lösen.“
Gerhard Jordan

Damit die positiven Seiten des „Arbeitgebers Familienbetrieb“ nach außen getragen werden, wurde eine digitale Plattform geschaffen. Auf der Website www.working-family.de lassen sich unter anderem Tools für eine professionelle Arbeitgeberpräsentation, Checklisten und Tipps zu Themen wie Azubi-Marketing oder dem Führen von Mitarbeitergesprächen nutzen. Während diese Unterstützung den Netzwerk-Mitgliedern vorbehalten ist, enthalten andere Bereiche der Website öffentlich zugängliche Informationen zur Arbeit im Gastgewerbe – mit dem Ziel, Lust auf die Branche zu machen und einen Beitrag für ein positives Image zu leisten.

Von „Eh, was geht“ bis „Night of Talents“
Eine Stellenbörse der teilnehmenden Betriebe ergänzt das Portfolio. Gemeinsame Stellenanzeigen können geschaltet und über Social Media zielgruppengerecht veröffentlicht werden. Über die Website hinaus ist das Netzwerk anderweitig aktiv. So wurde im Frühjahr 2023 eine Podcast-Serie „Eh, was geht?“ gestartet. „Die ist speziell auf die Belange junger Menschen ausgerichtet“, erläutert Anne Kathrin Morbach. Die Referentin Tourismuswirtschaft bei der Industrie- und Handelskammer Trier koordiniert Working Family im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz zusammen mit ihrem Kollegen Albrecht Ehses. Die Idee hinter „Eh, was geht?“ ist: „Azubis erzählen, was das Arbeiten in Working-Family-Betrieben ausmacht und warum sie sich für diesen Berufsweg entschieden haben.“

Ferner ist für den 14. November 2023 die zweite „Night of Talents“ geplant. Auf die Besucher:nnen wartet erneut ein breites Spektrum an Vorführungen, Betriebsbesichtigungen und Mitmach-Aktionen zu den Berufen in Gastronomie und Hotellerie. Anne Kathrin Morbach freut sich: „Das Netzwerk wächst weiter. Ihm können sich laufend zusätzlich Familienbetriebe anschließen.“

Mehr über Familienbetriebe im Gastgewerbe und wie sie die aktuellen Herausforderungen meistern in KÜCHE 8-9 vom 4. September 2023.