Neue Doppelspitze, frischer Wind: Joachim Elflein und Thorben Grübnau wollen den Verband der Köche Deutschlands (VKD) gemeinsam führen – mit klarer Aufgabenverteilung, viel Teamgeist und neuen Ideen. Im Interview sprechen sie über Vertrauen, Zukunftsstrategien und den Wert von Zusammenhalt.
KÜCHE: Herr Elflein, Herr Grübnau, herzlichen Glückwunsch zur Wahl! Wie haben Sie die ersten Wochen als neue Doppelspitze des VKD erlebt?
THORBEN GRÜBNAU: Vielen Dank! Es ist ein großartiges Gefühl, weiterhin Verantwortung für unseren Berufsfachverband übernehmen zu dürfen. Die ersten Wochen waren intensiv, aber zugleich inspirierend. Wir waren viel unterwegs – unter anderem beim Worldchefs European Presidents Meeting in Belgrad, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Bonn und bei der ersten Sitzung des neuen VKD-Gesamtvorstands in Frankfurt. Dabei haben wir zahlreiche Gespräche geführt, aufmerksam zugehört und gespürt, wie viel Herzblut und Engagement in unserer VKD-Gemeinschaft steckt. Dieses Vertrauen, die Begeisterung und die Energie, die uns entgegengebracht werden, motivieren uns enorm und wecken die Vorfreude auf alles, was in den kommenden Jahren vor uns liegt.
„WIR WOLLEN DEN VKD SO AUFSTELLEN, DASS ER DIE ZUKUNFT NICHT NUR BEWÄLTIGT, SONDERN AKTIV MITGESTALTET. DAZU GEHÖRT EINE MODERNE VERBANDSSTRUKTUR MIT KLAREN VERANTWORTLICHKEITEN, KÜRZEREN ENTSCHEIDUNGSWEGEN UND DIGITALISIERTEN PROZESSEN.“
Joachim ELFLEIN
Mit Ihnen gibt es nun erstmals eine Doppelspitze im Präsidium. Wie kam es zu dieser neuen Struktur – und wie funktioniert das in der Praxis?
JOACHIM ELFLEIN: Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Wir waren die Einzigen, die fristgerecht für diese Ämter kandidiert haben. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass diese neue Präsidiumsstruktur sehr gut funktionieren kann. Unser Ziel ist es, den Verband gemeinsam zu führen – mit zwei unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen, aber mit einer gemeinsamen Haltung: Wir wollen gestalten und bewegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Austausch, mehr Dynamik, mehr Präsenz. Natürlich erfordert dieses Modell eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Aber genau das macht es für uns so spannend. Wir ergänzen uns hervorragend und sehen darin eine große Chance, den VKD noch agiler und zukunftsorientierter aufzustellen.
Der Verband hat im Vorfeld der Wahlen einige turbulente Wochen erlebt – Stichwort Satzungsdiskussion. Wie wollen Sie das Vertrauen der Mitglieder und Partner jetzt stärken?
JOACHIM ELFLEIN: Wir verstehen sehr gut, dass Veränderungen Fragen aufwerfen und Unsicherheiten mit sich bringen können. Doch genau das zeigt: Unser Verband lebt und entwickelt sich weiter. Die Diskussion rund um die Satzung war kein Abschluss, sondern ein wichtiger Schritt nach vorn. Uns ist wichtig zu betonen: Der VKD steht auf einem starken Fundament – engagiert, zukunftsfähig und fest in seiner Gemeinschaft verankert. Wir setzen auf Offenheit, Transparenz und ein konstruktives Miteinander. Das ist unser Weg, den wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern gehen möchten.
Sie engagieren sich beide ehrenamtlich im VKD – zusätzlich zu Beruf und Familie. Wie schaffen Sie das – und wie teilen Sie sich die Aufgaben?
THORBEN GRÜBNAU: Joachim ist intensiv im Familienbetrieb eingespannt und ich werde im Dezember zum dritten Mal Vater – also ja, das ist definitiv kein Spaziergang. Aber es ist eine Aufgabe, die wir mit voller Überzeugung übernommen haben. Der VKD ist für uns kein „Zusatz“, sondern eine Herzensangelegenheit und dafür nehmen wir uns auch im Alltag bewusst Zeit. Wir organisieren uns klar, sprechen viel miteinander und wissen genau, wo unsere jeweiligen Stärken liegen. Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden: Wir wollen nicht allein entscheiden, sondern gemeinsam gestalten. So verstehen wir Teamarbeit – im Präsidium, im Vorstand und im gesamten Verband.
Apropos Teamarbeit: Auch in der Geschäftsstelle steht eine Veränderung an. Wie geht es mit der Nachfolge von Felizitas Laun weiter?
JOACHIM ELFLEIN: Felizitas Laun hat über viele Jahre den VKD mit viel Herz, Verlässlichkeit und Engagement geprägt. Dafür sind wir ihr sehr dankbar. Ihre Nachfolge ist keine reine Personalfrage, sondern eine zentrale Weichenstellung für die Zukunft des Verbands. Das Bewerbungsverfahren läuft bereits und wir suchen gezielt nach einer Persönlichkeit, die den Verband gut versteht, strategisch denkt und mit Leidenschaft für unsere Branche brennt. Wir nehmen uns die Zeit, die es braucht, um die richtige Entscheidung zu treffen – aber wir sind überzeugt: Wir werden die richtige Nachbesetzung finden.
Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für den Verband?
THORBEN GRÜBNAU: Nach einem diskussionsreichen Frühjahr und Sommer ist es jetzt besonders wichtig, wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen und den Verband als funktionierende Einheit zu stärken. Nur so können wir Herausforderungen meistern, etwa Mitglieder zu gewinnen und zu halten, und Großprojekte wie die IKA/Olympiade der Köche 2028 erfolgreich zu planen. Zusammenarbeit und Zusammenhalt sind jetzt das A und O!
„WIR MÖCHTEN DEN VKD ZU EINER STARKEN, MODERNEN STIMME FÜR UNSEREN BERUFSSTAND MACHEN. DAS BEDEUTET FÜR UNS: NACHWUCHS FÖRDERN, WISSEN TEILEN UND NETZWERKE STÄRKEN.“
Thorben GrübnaU
Und was braucht der VKD, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein?
JOACHIM ELFLEIN: Wir wollen den VKD so aufstellen, dass er die Zukunft nicht nur bewältigt, sondern aktiv mitgestaltet. Dazu gehört eine moderne Verbandsstruktur mit klaren Verantwortlichkeiten, kürzeren Entscheidungswegen und digitalisierten Prozessen – etwa für Sitzungen, Wahlen und die Kommunikation. Darüber hinaus wollen wir offener, sichtbarer und schneller im Austausch sein und unsere Mitglieder noch stärker einbinden. Es ist uns wichtig, dass jede und jeder spürt: „Ich bin Teil dieser Gemeinschaft, ich kann etwas bewegen.“
Gibt es bereits konkrete Ziele oder Projekte, an denen Sie arbeiten?
THORBEN GRÜBNAU: Wir möchten den VKD zu einer starken, modernen Stimme für unseren Berufsstand machen. Das bedeutet für uns: Nachwuchs fördern, Wissen teilen und Netzwerke stärken. Ein zentrales Ziel ist, die nächste Generation von Köchinnen und Köchen noch gezielter zu erreichen und zu unterstützen. Dafür haben wir zum Beispiel den „Chef Starter Deal“ ins Leben gerufen – eine Mitglieder-Rabattaktion speziell für Kochazubis. Im kommenden Jahr soll zudem ein eigener TikTok-Account starten, um junge Menschen noch direkter anzusprechen. Gleichzeitig wollen wir die Zusammenarbeit mit unseren Partnern weiter vertiefen und die Kooperationen mit Worldchefs und der Koch G5 ausbauen.
Herr Elflein, möchten Sie ergänzen?
JOACHIM ELFLEIN: Ideen gibt es viele. Einige sind bereits in der Umsetzung – wie Thorben schon sagt –, bei anderen prüfen wir Schritt für Schritt, wie wir sie realisieren können und treiben sie dann gezielt voran. Insgesamt möchten wir frischen Wind in den Verband bringen. Das gilt sowohl für die Kommunikation als auch für Veranstaltungen, Projekte und Strukturen. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass der VKD auch ein Stück gelebte Tradition ist. Diese Werte wollen wir nicht ersetzen, sondern mit neuen Impulsen verbinden, sodass der Verband sowohl für die Gegenwart stark ist als auch für die Zukunft gut aufgestellt.
Letzte Frage: Worauf freuen Sie sich in Ihrer Amtszeit am meisten?
THORBEN GRÜBNAU: Auf das Gestalten, Bewegen und Weiterdenken – und auf die Menschen, die all das möglich machen. Der VKD lebt von Engagement und dieses Engagement spüren wir überall: in den Küchen, bei den Landesverbänden und bei unseren Mitgliedern. Wir freuen uns darauf, Teil dieser Entwicklung zu sein, Impulse zu geben und gemeinsam etwas aufzubauen, das weiterhin Bestand hat. Vier Jahre voller Energie, Ideen und Tatkraft – darauf freuen wir uns.
Herr Elflein, Herr Grübnau, vielen Dank.
Dieser Artikel ist in KÜCHE 11/25 erschienen.