Fleischersatzprodukte: Gutes Gewissen im Kühlregal?

Auf das System kommt es an – Handwerk statt Industrie. Foto: Holger Riegel
Redaktion 31.07.2019 MAGAZIN  |  Kochkunst

Der Hype um vegane Patties hat seit dem Beyond Burger neue Ausmaße angenommen und Fleischersatz wird aufgrund der Debatten um Klimawandel und Tierwohl ein immer lukrativeres Geschäft. Ab August bringt auch Aldi einen neuen veganen Burger auf den Markt. Slow Food sieht darin eine Gewinnmaximierung durch gutes Gewissen - langfristige Lösungen hingegen bleiben aus. 

Der Markt für Fleischersatzprodukte wächst seit Jahren und floriert weiter. Jüngst angeheizt haben ihn amerikanische Unternehmen wie Beyond Meat, die eine neue Ära des veganen Bratlings einläuteten. In Textur, Optik und Geschmack ahmen diese Fleisch täuschend echt nach und sollen damit vor allem Fleischesser davon überzeugen, ihren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. Aldi zieht jetzt nach und stockt sein Sortiment mit dem veganen „Wonder Burger“ auf.

Die Frage nach dem Ursprung

An diesem Ersatz-Trend kritisiert Slow Food, dass hoch verarbeitete Produkte wie diese als Nahrungsmittel grundsätzlich problematisch sind und den Menschen außerdem immer weiter vom Ursprung seiner Grundnahrungsmittel entfernen. Die Einsicht Lebensmittel nicht weiter in unverhältnismäßigen Mengen zu konsumieren, bliebe dabei aus. Laut Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Diese neuen Produkte bringen die Frage nach dem Ursprung unseres Essens wieder auf den Tisch. Die alles entscheidenden Fragen sind auch hier, aus welcher Art von Landwirtschaft das Soja, der Mais und die Kokosnuss kommen und ob sie sozial und ökologisch verantwortungsvoll erzeugt und weiterverarbeitet wurden. Letzteres wage ich aufgrund der industriellen und kapitalintensiven Strukturen unserer Nahrungsmittelbranche zu bezweifeln. Denn hier entscheiden Menge und Preis“. 

Das Konsumverhalten muss sich verändern

Den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren ist aus Sicht von Slow Food längst überfällig. „Wir brauchen Wiederkäuer, die wir auf Wiese und Weide tier- und artgerecht als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft halten. Sie unterstützen uns dabei, die Bodengesundheit und die Artenvielfalt zu erhalten und das Klima zu schonen“, so Hudson. Beim Genuss tierischer Erzeugnisse motiviert der Verein Verbraucherinnen und Verbraucher zu einem gesunden Mittelmaß zurückzufinden. So auch Sebastian Junge, Mitglieder der Slow Food Chef Alliance und Besitzer des Restaurants „Wolfs Junge“ in Hamburg: „Wir brauchen keinen Ersatz für den haltlosen Konsum von Fleisch, sondern viel weniger aber dafür gutes Fleisch. Und wir brauchen die Wertschätzung grandioser vegetarischer Speisen, die keinen vermeintlichen Fleischmangel kompensieren müssen“.


Rezept für Gemüsefrikadelle von Sebastian Junge

Zutaten:

• 200 g geriebene Zucchini
• 100 g fein gewürfelte Zwiebel
• 150 g Paniermehl
• 50 g Haferflocken
• 75 g Parmesan
• 2 Stück Eigelb
• Etwas Knoblauch, frische Gartenkräuter, Salz und Pfeffer

Zubereitung:
Alle Zutaten gut vermengen und für circa 30 Minuten ruhen lassen; in der Zeit kann das Paniermehl und der Hafer die Masse andicken. Anschließend kleine Frikadellen formen und in etwas Olivenöl goldbraun von beiden Seiten braten. Am Ende mit etwas Crème fraîche und eingelegtem Gemüsen servieren.